Bericht: Radtour zur fahrradfreundlichsten Kommune BW

Radtour: 200 Jahre Fahrrad
Bacherle radelt mit GRÜNEN durch den Kreis

Am Donnerstag, den 27. 7., radelte der grüne Bundestagskandidat Tobias B. Bacherle zusammen mit dem Grünen AK-Verkehr aus Sindelfingen, ein paar ADFC-Mitglieder und einer Grünen Kreisrätin aus Leonberg von Sindelfingen nach Leonberg und Rutesheim knapp 40km durch den Wahlkreis. Die Radtour stand unter dem Thema „200 Jahre Fahrrad“.

Von Sindelfingen ging’s durch den Wald nach Leonberg.

Zu diesem Thema gab es im Leonberger Stadtmuseum eine kleine und feine Ausstellung. Die Museumsleiterin Kirstin Koch-Konz erklärte mit ihrem fundierten Fachwissen die Geschichte des Fahrrades: Begonnen hat alles vor genau 200 Jahren mit dem Laufrad von Karl von Drais, der sogenannten Draisine. Dies war der Einstieg in die individuelle Mobilität. Die nächste Neuerung war dann ca. 50 Jahre später der Pedalantrieb am Vorderrad. Um einigermaßen zügig voranzukommen musste das Vorderrad vergrößert werden. Entstanden ist das Hochrad. Es erforderte fast schon akrobatische Fähigkeiten, hatte keine Transportmöglichkeit und war dadurch eher eine Freizeitbelustigung der Aristokratie.
Erst gegen 1880 entstand dann das Fahrrad in der heutigen Form mit dem Pedalantrieb in der Mitte und der Kette zum Hinterrad. Dadurch wurde das Rad alltagstauglich, leicht zu fahren und es bot auch Platz zum Warentransport. Durch die Luftbereifung wurde es bequemer und es wurde dann zur Vorjahrhundertwende zum ersten Massentransportmittel.
Es wurde ständig weiterentwickelt (Gangschaltung, bessere Bremsen, Beleuchtung) und war bis zum Wirtschaftswunder in den 50-er und 60-er-Jahren das meistverkaufte Fahrzeug für die individuelle Mobilität.

Motorisierung als erster Dämpfer für das Fahrrad

Mit dem Wirtschaftswunder begann die „Motorisierung für Alle“ und damit der motorisierte Individualverkehr. Das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel hatte weitgehend ausgedient und verschwand fast vollständig aus dem Straßenverkehr und wurde dann beim Straßenbau auch nicht mehr berücksichtigt. Nur noch in Städten mit hohem Studentenanteil und/oder flacher Topologie blieb es im Stadtbild erhalten. Erst kurz vor der Jahrtausendwende erlebte es dann eine Renaissance im Freizeitbereich (Mountain-Bike).
Inzwischen wird es aufgrund der ökologischen Vorteile wieder vermehrt im Alltag verwendet und durch die elektrische Pedalunterstützung (E-Bike) werden totpologisch ungünstige Städte (z. B. Stuttgart) für das Fahrrad wieder attraktiv. Die Verkehrswege selbst dagegen blieben meist unverändert in ihrem fahrraduntauglichen Zustand.
„Das ist eine Aufgabe für jede einzelne Kommune“, meint Bacherle zu den kommunalpolitisch aktiven Grünen und nimmt dabei auch Sindelfingen nicht aus: „Ein Fahrradschnellweg ist zum Beispiel klasse. Aber er bringt erst wirklich was, wenn er auch von der Stadt gut angebunden ist.“

Rutesheim ist vorbildlich

In diesem Sinne ging es bei der zweiten Station in Rutesheim mit einem Lichtblick weiter. Rutesheim ist laut ADFC-Klimatest die fahrradfreundlichste Kleinstadt in ganz Baden-Württemberg. „Hier sieht man den politischen Willen ja sofort“, kommentiert Bacherle als sich der Radweg an der Gemarkungsgrenze zwischen Leonberg und Rutesheim von einem holprigen, kleinen Seitenstreifen zu einem circa 2,50 Meter breiten, sauber asphaltieren Weg wandelt.
Im Rathaus erklärte der erste Beigeordnete von Rutesheim, Herr Martin Killinger, der grünen Radeltruppe wie es dazu kam.
Bereits 2002 beschloss der Gemeinderat einstimmig die Kehrtwende in der Verkehrspolitik. Die Begeisterung für das Fahrrad bei Herrn Killinger und in der Verwaltung brachte vieles ins Rollen. Unter ständiger Bürgerbeteiligung wurden Verkehrskonzepte entwickelt. Bei Bürgerfesten wurde das Thema „Fahrrad“ und „Verkehrsberuhigung“ engagiert präsentiert und dafür geworben.
So hat heute Rutesheim flächendeckend Tempo 30, in einigen Straßen sogar Tempo 20, und dies wird vom Großteil der Bevölkerung akzeptiert und unterstützt. Die ehemaligen Durchgangstraßen wurden zurückgebaut und erhielten an schwierigen Stellen Schutzstreifen für Radfahrer. Ansonsten ist durch das Tempo 30 gar kein Radweg mehr nötig. Das Ergebnis ist eindeutig und überzeugend: „In Rutesheim macht das Radeln Spaß!“, resümiert der Sindelfinger Stadtrat Helmut Hoffmann.
„Und es macht Mut zu sehen, was möglich ist wenn der Wille da ist“, lobt Bacherle im Gespräch mit Killinger die Bemühungen der Stadt Rutesheim.

Bikesafe als Zukunftsmodell

Im Anschluss besuchte die Radelgruppe gemeinsam mit Herrn Killinger den neuen Bikesafe-Turm am Rutesheimer Schulzentrum. Hier können auf minimaler Grundfläche (Durchmesser 7 m) auf fünf Stockwerken automatisch bis zu 122 Räder sicher und bisher auch kostenlos abgestellt werden.
„Gutes Fahrradfahren braucht Platz, aber solche Technik zeigt, dass es dafür eben auch intelligente Lösungen geben kann“, kommentiert Bacherle.
Zum Abschluss der Radtour gab es für die grünen Radler noch eine Pause mit Stärkung in Renningen in der Sessler Mühle, bevor es die letzten Kilometer wieder zurück nach Sindelfingen ging.