Bericht: „Wir müssen zur wirklichen, sozialen Marktwirtschaft zurückkehren“ – Gerhard Schick MdB in Renningen

„Wir müssen zur wirklichen, sozialen Marktwirtschaft zurückkehren“

Gerhard Schick MdB in Renningen zum Thema ‚Grüne Ökonomie – Eine Wirtschaft ohne Wachstum?‘

Der Mannheimer Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick war im Haus am Rankbach beim Böblinger Bundestagskandidat Tobias B. Bacherle zu Gast. Vor einem vollen Saal, bei dem einige Gäste den Vortrag sogar im stehen lauschen mussten, erklärte der finanzpolitische Sprecher der bündnisgrünen Bundestasgfraktion, warum es neue ökologische  Parameter in der Finanzpolitik und die Rückkehr zu einer wirklichen sozialen Marktwirtschaft braucht.
Der Abend wurde wieder vom Herrenberg Künstler Joris Rose musikalisch umrahmt.

„Es ist ein Trugschluss, dass grüne Politik und Wirtschaft nicht zusammenpassen“, so begrüßte Andrea Menschik vom grünen Ortsverband den finanzpolitischen Sprecher der Fraktion Bündnis 90/die Grünen, Gerhard Schick  in Renningen. Mit dem Thema „Grüne Ökonomie. Eine Wirtschaft ohne Wachstum“ geht die Bundestagswahlkampagne des  Bundestagskandidaten für den Kreis Böblingen, Tobias B. Bacherle und seiner Partei in eine neue Runde. Gerhard Schick ist einer der versiertesten Finanz- und Wirtschaftsexperten von Bündnis 90/Die Grünen und erläuterte sehr eindrucksvoll Schwachstellen der derzeitigen Wirtschaftspolitik. Seine Forderung: wir brauchen neue ökologische  Parameter  und die Rückkehr zu einer wirklichen, sozialen Marktwirtschaft. „Es ist eine der zentralen, politischen Fragen, wie in der Finanz- und Wirtschaftspolitik die Weichen gestellt werden. Die Kernfrage ist die, ob  eine Wirtschaft ohne Wachstum denkbar ist oder ob sie eine Gefahr für unseren Wohlstand bedeutet. Deshalb freue ich mich sehr,  Gerhard Schick  bei uns begrüßen zu können“ so Tobias B. Bacherle in seiner Einleitung.
Schon 1972 habe der Club of Rome sich mit den Grenzen des Wachstums beschäftigt, begann Schick seinen Vortrag und machte klar, dass vor allem eindimensionale Ansätze nicht weiterführten. Die jahrelang immer wieder postulierte, wirtschaftspolitische Forderung nach mehr Wachstum,  könne genauso wenig eine Lösung sein, wie Forderungen nach einem allgemeinen „Degrowth“,  also Wirtschaftsrückgang. Auch die alleinige Steigerung der Effizienz reiche nicht aus: so habe sich seit den 80ger Jahren zwar die Effizienz zum Beispiel von Haushaltsgeräten enorm verbessert, dadurch sei aber nicht der Stromverbrauch gesenkt worden. „Wir werden zwar ökologisch effizienter, wenn wir die Ersparnis aber dafür nutzen, mehr anzuschaffen entwickeln wir uns stattdessen weiter weg von dem Ziel, nachhaltig zu wirtschaften. Nur durch die Verbindung von Effizienz und Verhaltensänderung kann der Rebound Effekt durchbrochen werden.“
Als Indikatoren für die Grenzen des Wachstums führte Schick u.a. das Klima, den Verlust der Artenvielfalt und die Verschmutzung der Atmosphäre an. „Es kann langfristig nicht die Lösung sein, wenn wir ökologische Ziele nur dann einhalten können, wenn die Weltwirtschaft sinkt, die Folgen wären eine höhere Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung. Wir stehen also vor einem Dilemma und das heißt, wir müssen über andere Lebensweisen und Verteilungsprozesse nachdenken.“ Ein Ansatz zur Veränderung der Wirtschaftsstruktur wäre die Einführung eines Bonus-Malus Systems. Preise  wären damit auch ökologisch aussagekräftig, sprich ein CO2- emittierendes Kraftwerk würde teurer, der Kauf sauberer Autos über die KFZ- Steuer begünstigt. Das reiche allein aber noch nicht aus. „ Wir müssen aufhören, unseren Wohlstand über das  Bruttoinlandsprodukt zu definieren. „Wir brauchen mehr Sharing-Economy, Autos und Haushaltsgeräte können geteilt werden, das impliziert auch einen neuen Ansatz von Mobilität. Das Bruttoinlandsprodukt allein sage nichts aus, ob es den Menschen gut geht. Politik müsse sich an neuen Parametern orientieren wie dem Jahreswohlstandsbericht, der auch die soziale Dimension von Wachstum impliziere und der zeige, dass ein immer größer werdender Teil der Menschen nicht mehr am Wohlstand partizipiere. „Da reicht es auch nicht bei der CDU zu sagen, uns geht es so gut, wenn nicht gesagt wird, wie der Wohlstand verteilt wird.“
Schicks Forderung: Wir müssen grenzenlosem Wachstum Grenzen setzten,  es müssen wieder Werte generiert und nicht zerstört werden. Und die Priorisierung des Erhalt statt purem Wachstum eines Unternehmens mehr anerkannt werden, wie es bei vielen Mittelständern ja schon sei. Als Beispiel führt Schick hier kleine Bäckereien an, die gegen die Großfirmen keine Chance mehr haben, aber eigentlich auch kein Interesse an Expansionen haben.
Sein Fazit: „Wir müssen aufhören hinter einem Wirtschaftswachstum hinterherzulaufen, das es eh so schon nicht mehr gibt, sondern uns auf alternative Ansätze konzentrieren.“ Das heißt letztendlich der Weg hin zu einer ökologischen,  sozialen Marktwirtschaft und die Weichen dafür jetzt zu stellen.
 
Nächster Termin:
Sonntag, 13. August Sommerfest vom Orts- und Kreisverband,  Ort: Alte TÜV Halle, Böblingen , Beginn: 13:00 Uhr
Mit Tobias B. Bacherle, Bundestagskandidat für Bündnis 90/Die Grünen sowie
Matthias Gastel MdB, Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und bahnpolitischer Sprecher der Fraktion